„Wir Frauen* sind zyklische Wesen“ Bääähhhmmm. Ist das wirklich immer so?
Aus der Praxisarbeit mit einer Frau*, die nicht in dieses Schema passt, die nicht zyklisch leben kann aufgrund ihrer enormen Zyklusbeschwerden (ewig lange Zyklen, schmerzhafte Blutungen bis hin zu Ohnmacht, PMS in allen möglichen Varianten, immer wiederkehrende Zysten, etc.), unzählige Wege zu vielen unterschiedlichen Experten (Schul,- und Alternativmedizin), gefühlte hunderte Therapiestunden bei einer Psychotherapeutin und eine Summe an Geld, die bereits geflossen ist und am Ende: steht sie mit ihrem Problem alleine da.
Wütend, frustriert, enttäuscht und von einer enormen Traurigkeit begleitet.
Da sitzt sie nun bei mir in meiner Praxis und fragt mich: „Warum kann ich nicht zyklisch leben? Warum kann ich diese Wellenbewegungen von denen all meine Freund*innen und diese Frauen* in den sozialen Medien berichten nicht wahrnehmen? Bin ich nicht weiblich? Bin ich keine Frau*?“
Bild: Pixabay
Huuuccchhh. Ich musste schlucken. Mir fehlten im ersten Moment die Worte. Denn diese Frau* war seit langem die erste Frau*, die wirklich massive Zyklusprobleme hatte und deren Ursache sich einfach nicht finden lässt. Diese Frau* brachte mich und mein Wissen im ersten Moment an meine Grenzen.
Ja, wir Frauen* sind zyklische Wesen, denn unsere körpereigenen Hormone, die einer wundervollen Wellenbewegung gleichen, machen dies möglich, aber wir sollten uns bewusst machen, dass das nicht bei jeder Frau* einfach so auf Anhieb funktioniert.
Doch sind wir wirklich nur zyklische Wesen mit unserem weiblichen Zyklus? Und können Männer nicht genauso zyklisch leben?
Die Definitionssache ist hier das Problem. Zyklisch leben bedeutet für mich persönlich nicht nur im Einklang mit meinem Zyklus zu leben, sondern mich auch mit dem Mondzyklus zu verbinden, die Jahreszeitenzyklen zu ehren und meine verschiedenen Lebenszyklen wahrzunehmen. Dies können Frauen* wie Männer*, blutend oder nicht blutend.
Worin liegt eigentlich das Problem, dass es nicht bei jeder Frau* einfach so funktioniert?
Ganz ehrlich: Ich habe darauf keine pauschale Antwort.
Für mich persönlich war es ein Zusammenspiel aus Wissen und Nichtwissen, vielseitigen medizinischen Ursachen und natürlich auch einer gewissen Bereitschaft mir meine Lebensthemen anzusehen.
Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass ich mit einigen gesundheitlichen Problemen in den letzten Jahren alleine gelassen wurde. Es brauchte sehr viel Kraftaufwand, um die Ursache für meine (chronischen) Erkrankungen herauszufinden. Nur weil die eine Methode bei mir funktioniert hat, muss sie nich bei anderen funktionieren. Doch wir stülpen oft sehr gerne unsere eigenen Erfolgserlebnisse (natürlich aus einem Anflug an Euphorie) anderen Frauen* über und wollen sie in eine Schiene drängen, dass das bei ihnen auch so funktionieren muss, wie bei uns. Mit gut gemeinten Ratschlägen übersehen wir oft die Wut, die Frustration, die Enttäuschung und die Trauer, die sich hinter der (Lebens-) Geschichte von den Frauen verbergen. Manchmal braucht es einfach mal einen Raum diesen Emotionen und Gefühlen Platz zu geben und mit diesen zu arbeiten.
Ich nehme mich davon selbst nicht aus, doch durch die Arbeit mit dieser Frau* ist mir dies wieder bewusst geworden. Wir gehen nun seit ein paar Monaten gemeinsam diesen Weg und es hat sich an der Ausgangssituation nicht viel verändert, doch wir arbeiten am Thema Weiblichkeit* und Frau*sein, wir stärken ihre Körpermitte mit sanften Beckenbodenübungen und geführten Körpermeditationen. Sie findet für sich ganz neue Definitionen und Stellen an ihren Körper, die für sie weiblich* sind, um sich als Frau* in ihren Körper - weg vom Zyklus- wohl zu fühlen.
Vor ein paar Tagen hat sie mir eine Nachricht geschrieben mit „Happy Mabon. Ich lebe nun zyklisch im Kreis der Jahreszeiten.“ Ich musste schmunzeln.
Wie geht es dir mit deinem Zyklus?
Was sind deine Herausforderungen?
Was liebst du an deinem Zyklus?
Teile gerne deine Erfahrungen mit mir!
Von Herzen Alles Liebe,
Natascha
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